Hospitantin
Wir haben eine Hospitantin bei uns in der Praxis. Nicola Krämer wird mich bis zum Ende des Jahres bei einigen eurer Termine begleiten. Nicola wird sich dabei im Hintergrund aufhalten und sich Notizen zur Behandlung machen. Selbstverständlich werden keine eurer persönlichen Daten bekannt gemacht. Sie interessieren rein die Behandlungsansätze und -durchführung.
Eine Hospitation ist für Berufsanfänger eine tolle Gelegenheit Einblicke in den Praxisalltag zu erlangen. Viel zu wenige Praxen bieten diese Möglichkeit, aus Angst vor Konkurrenz. Diesen Gedanken kann und möchte ich absolut nicht nachvollziehen. Es sollte allen Therapeuten eine Herzensangelegenheit sein, Berufseinsteiger ans Händchen zu nehmen, damit die frisch gebackenen Kollegen Sicherheit im Umgang und in den Behandlungen erlangen können.
Leider ist der Beruf des Hundephysiotherapeuten nicht geschützt und auch nicht staatlich anerkannt. Im Prinzip kann sich jedermann morgen ein Schild an die Türe machen und sich Hundephysiotherapeut, Hundeosteopath oder Hundechiropraktiker nennen. Diese Tatsache ist schon traurig genug. Zum Glück machen dies die Wenigsten und absolvieren eine Ausbildung. Aber dadurch, dass der Beruf nicht geschützt ist, gibt es keine allgemein gültige Prüfungsverordnung. Im Alltag bedeutet das leider, dass jedes Ausbildungsinstitut ganz allein bestimmen kann, welches Wissen vermittelt wird, wie der Unterricht stattfindet und wie die Prüfung aussieht. Tatsächlich gibt es Ausbildungsinstitute, bei denen sowohl der Unterricht als auch die Prüfung rein online stattfinden. Andere Schulen haben zumindest eine kleine Anzahl praktischer Tage und die praktische Prüfung findet vor Ort statt. Doch reicht das aus, um eigenständig Hunde zu Befunden und einen Behandlungsplan zu erstellen?
Ich kann sehr gut nachvollziehen, wenn sich eine frisch gebackene Kollegin unsicher fühlt. Auch ich fühlte mich anfangs unsicher. Sicherlich hatte ich mir ein breites Spektrum an Wissen angeeignet, auch habe ich sehr viel gelernt und alles, was ich an Fachliteratur in die Hände bekommen habe, verschlungen. Doch sind wir ehrlich zwischen Theorie und Praxis gibt es Unterschiede. Zum Glück hatte ich in meinem Umfeld viele nette Hundebesitzer, die ihre Hunde zum Üben zur Verfügung gestellt haben. Aber was, wenn man das nicht hat? Manchmal ist ein Hund eventuell auch nicht ganz so entspannt oder ruhig oder gar kooperativ. Was macht man dann? Wie denkt man um?
Ich freue mich sehr, dass sich Nicola ihrer künftigen Verantwortung als Therapeutin bewusst ist, sie ihr Wissen vertiefen möchte und erst Praxiseinblicke bekommen möchte, bevor sie selbst als Therapeutin tätig wird. Von daher würde ich mich sehr freuen, wenn ihr keine Bedenken gegen Nicolas Anwesenheit während der Behandlung eurer Hunde habt.